Warum Reden manchmal nicht reicht – Wann Therapie hilft
12. Juni 2025Schlaflos durch die Nacht – Wenn der Kopf nicht zur Ruhe kommt
12. Juni 2025Es passiert ohne Vorwarnung. Plötzlich rast dein Herz, als würdest du um dein Leben rennen, obwohl du nur im Supermarkt stehst. Deine Hände werden feucht, die Luft wird knapp, und ein überwältigendes Gefühl der Bedrohung erfasst dich. “Ich sterbe”, schiesst es dir durch den Kopf, während um dich herum das Leben normal weitergeht. Nach zehn endlosen Minuten ist der Spuk vorbei, aber die Angst vor der nächsten Attacke bleibt.
Als Hypnosetherapeut und Gesprächstherapeut in Basel begleite ich täglich Menschen, die unter Ängsten und Panikattacken leiden. Viele kommen zu mir, nachdem sie bereits unzählige Notaufnahmen besucht, Herzspezialisten konsultiert und sich verschiedensten medizinischen Untersuchungen unterzogen haben – nur um zu hören: “Körperlich ist alles in Ordnung.”
Diese Worte bringen zwar Erleichterung, werfen aber gleichzeitig neue Fragen auf: Wenn körperlich alles stimmt, warum fühlt sich die Angst dann so real und bedrohlich an? Warum kann ich sie nicht einfach “abschalten”? In diesem Artikel erkläre ich dir, was wirklich hinter Angstzuständen und Panikattacken steckt und warum der Weg zur Heilung oft komplexer ist, als viele denken.
- Die vielen Gesichter der Angst
- Warum "einfach entspannen" nicht funktioniert
- Der Teufelskreis der Angst vor der Angst
- Angst in Basel - besondere Herausforderungen
- Wenn der Körper Alarm schlägt - Panikattacken verstehen
- Die Rolle des Unterbewusstseins bei Angstentstehung
- Warum herkömmliche Ansätze oft zu kurz greifen
- Hypnose und Gesprächstherapie - ein integrativer Ansatz
- Wann professionelle Hilfe unumgänglich wird
- Der Weg zur Angstfreiheit - Hoffnung und realistische Erwartungen
Die vielen Gesichter der Angst
Angst ist nicht gleich Angst. In meiner Praxis erlebe ich Menschen mit ganz unterschiedlichen Angstmustern, die alle ihre eigenen Herausforderungen mit sich bringen. Da ist die generalisierte Angst, die wie ein ständiger Begleiter durch den Tag wandert. Menschen mit dieser Form der Angst sorgen sich um alles und jeden: die Gesundheit der Familie, die berufliche Zukunft, mögliche Katastrophen. “Was wäre, wenn…” wird zur Dauerschleife im Kopf. Diese Menschen beschreiben oft, dass sie sich nie richtig entspannen können, weil ihr Geist permanent nach potenziellen Problemen sucht.
Dann gibt es die spezifischen Phobien – intensive Ängste vor bestimmten Situationen oder Objekten. Höhenangst, Spinnenangst, Angst vor Spritzen oder vor dem Fliegen. Was von aussen betrachtet manchmal irrational erscheint, ist für die Betroffenen eine sehr reale Bedrohung. Maria, eine erfolgreiche Managerin aus Basel, konnte nicht mehr mit dem Aufzug fahren, nachdem sie einmal darin stecken geblieben war. Diese scheinbar kleine Einschränkung beeinflusste ihr gesamtes Berufsleben.
Die wohl intensivste Form sind Panikattacken – plötzliche, überwältigende Angstanfälle, die oft völlig unerwartet auftreten. Das Tückische daran: Nach der ersten Attacke entwickelt sich meist eine “Angst vor der Angst”. Menschen beginnen, Situationen zu vermeiden, in denen sie bereits eine Panikattacke erlebt haben, oder Orte, von denen sie denken, dass dort eine auftreten könnte.
Besonders heimtückisch ist die Agoraphobie – die Angst vor Situationen, in denen Flucht schwierig oder peinlich wäre. Entgegen der landläufigen Meinung ist dies nicht nur die Angst vor weiten Plätzen, sondern kann sich auf Supermärkte, öffentliche Verkehrsmittel, Kinos oder sogar das eigene Zuhause beziehen. Menschen mit Agoraphobie entwickeln oft komplexe Vermeidungsstrategien, die ihr Leben zunehmend einschränken.
Soziale Ängste wiederum drehen sich um die Furcht vor Bewertung und Ablehnung durch andere. In Basel, wo Networking und berufliche Präsentation wichtig sind, kann diese Form der Angst besonders belastend sein. Betroffene vermeiden Meetings, Präsentationen oder gesellschaftliche Ereignisse, was ihre Karriere und ihr Privatleben stark beeinträchtigen kann.
Warum “einfach entspannen” nicht funktioniert
Einer der häufigsten und gleichzeitig frustrierendsten Ratschläge, die Menschen mit Angststörungen erhalten, ist: “Entspann dich einfach” oder “Das ist doch nicht so schlimm.” Diese gut gemeinten Worte zeigen ein fundamentales Missverständnis dessen, was bei Angst und Panik im Körper und Geist passiert.
Wenn dein Angstsystem aktiviert ist, befindet sich dein Gehirn in einem evolutionären Überlebensmodus. Die Amygdala, das Angstzentrum des Gehirns, hat die Kontrolle übernommen und den rationalen präfrontalen Cortex quasi “offline” geschaltet. In diesem Zustand ist es neurobiologisch unmöglich, sich einfach zu entspannen. Es ist, als würde man jemandem, dessen Haus brennt, raten, einfach ruhig zu bleiben.
Während einer Panikattacke schüttet der Körper massive Mengen an Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol aus. Das Herz pumpt mehr Blut zu den Muskeln, die Atmung wird flacher und schneller, die Sinne schärfen sich. All das sind sinnvolle Reaktionen, wenn wir vor einem Säbelzahntiger fliehen müssen. Problematisch wird es, wenn diese Reaktion durch eine vermeintlich harmlose Situation wie eine Präsentation oder einen Supermarktbesuch ausgelöst wird.
Das Nervensystem kann nicht zwischen einer realen und einer eingebildeten Bedrohung unterscheiden. Wenn deine Psyche etwas als gefährlich einstuft, reagiert der Körper entsprechend – völlig unabhängig davon, ob die Bedrohung objektiv existiert oder nicht. Deshalb fühlen sich Panikattacken so real und körperlich an. Sie sind real, auch wenn keine äussere Gefahr besteht.
Menschen mit Angststörungen entwickeln oft eine überempfindliche Wahrnehmung für körperliche Sensationen. Ein leicht erhöhter Herzschlag wird als Zeichen einer Herzattacke interpretiert, ein wenig Schwindel als Hinweis auf einen drohenden Kollaps. Diese Hypervigilanz verstärkt die Angst zusätzlich und kann zu einem Teufelskreis führen: Die Angst vor den körperlichen Symptomen verstärkt eben diese Symptome.
Klassische Entspannungstechniken wie Meditation oder Progressive Muskelentspannung können paradoxerweise zunächst sogar kontraproduktiv sein. Menschen mit Panikstörung berichten oft, dass sie während der Entspannung erst recht ihre Körpersignale wahrnehmen und dadurch in Angst geraten. “Sobald ich still werde, höre ich mein Herz schlagen und denke sofort: Was, wenn etwas nicht stimmt?”
Der Teufelskreis der Angst vor der Angst
Einer der tückischsten Aspekte von Angststörungen ist die Entwicklung einer sekundären Angst – der Angst vor der Angst selbst. Nach der ersten Panikattacke verändert sich oft das gesamte Verhalten. Menschen beginnen, ihren Körper ständig zu überwachen, nach Anzeichen einer kommenden Attacke zu suchen, und Situationen zu vermeiden, in denen sie sich hilflos fühlen könnten.
Thomas, ein Ingenieur aus Basel, erzählte mir: “Nach meiner ersten Panikattacke im Zug habe ich zwei Jahre lang kein öffentliches Verkehrsmittel mehr benutzt. Ich bin jeden Tag mit dem Auto ins Büro gefahren, auch wenn das viel länger gedauert hat. Die Vorstellung, in einem Zug ‘gefangen’ zu sein, wenn wieder eine Attacke kommt, war unerträglich.”
Diese Vermeidung scheint zunächst logisch und bringt kurzfristig Erleichterung. Langfristig verstärkt sie jedoch das Problem erheblich. Das Gehirn lernt: “Diese Situation ist gefährlich, deshalb vermeiden wir sie.” Die vermiedenen Situationen werden in der Wahrnehmung immer bedrohlicher, weil keine korrigierenden Erfahrungen gemacht werden können.
Gleichzeitig entwickeln viele Menschen Sicherheitsverhalten – kleine Rituale oder Hilfsmittel, die ihnen das Gefühl von Kontrolle geben. Das kann eine Flasche Wasser sein (“Falls mir schwindelig wird”), ein Handy (“Um Hilfe rufen zu können”) oder bestimmte Medikamente (“Für den Notfall”). Auch wenn diese Hilfsmittel nie zum Einsatz kommen, verstärken sie unbewusst den Glauben, dass die Situation ohne sie gefährlich wäre.
Besonders problematisch ist die gedankliche Beschäftigung mit der Angst. Viele Betroffene analysieren ständig ihre Symptome, recherchieren im Internet nach möglichen Ursachen oder führen mentale “Was-wäre-wenn”-Szenarien durch. Diese Grübelschleifen halten das Angstsystem permanent aktiviert und machen echte Entspannung unmöglich.
Die Angst vor der Angst kann sich zu einer eigenständigen Störung entwickeln, die oft schwerer zu behandeln ist als die ursprünglichen Panikattacken. Denn nun geht es nicht mehr nur um die Angst vor spezifischen Situationen, sondern um die Angst vor den eigenen Reaktionen und dem Verlust der Kontrolle.
Angst in Basel – besondere Herausforderungen
Als Therapeut in Basel erlebe ich spezifische Angstauslöser und -verstärker, die mit der hiesigen Kultur und den Lebensumständen zusammenhängen. Basel als internationales Wirtschaftszentrum bringt einige besondere Stressfaktoren mit sich, die Angststörungen begünstigen können.
Der hohe Leistungsdruck in der Pharma- und Finanzbranche führt oft zu einer Kultur, in der Schwäche als inakzeptabel gilt. Viele meiner Klienten berichten, dass sie ihre Ängste um jeden Preis vor Kollegen und Vorgesetzten verbergen müssen. “Wenn die wüssten, dass ich Panikattacken habe, wäre meine Karriere beendet”, ist ein Gedanke, den ich regelmässig höre. Diese zusätzliche Belastung, die Angst verstecken zu müssen, verstärkt das ursprüngliche Problem erheblich.
Internationale Fachkräfte bringen oft spezifische Ängste mit: die Angst vor dem Verlust der Aufenthaltsgenehmigung, vor kulturellen Missverständnissen oder vor dem Scheitern in einem fremden Land. Sandra, eine italienische Managerin, entwickelte Panikattacken, nachdem ihr Chef ihr gesagt hatte, ihr Akzent sei “unprofessionell”. Die Angst, aufgrund ihrer Herkunft beurteilt zu werden, überschattete fortan jede berufliche Interaktion.
Die Schweizer Kultur der Perfektion und Zurückhaltung kann ebenfalls angstverstärkend wirken. Das ungeschriebene Gesetz, keine Schwäche zu zeigen und immer korrekt zu funktionieren, steht im direkten Widerspruch zu dem, was Menschen mit Angststörungen brauchen: die Erlaubnis, verletzlich zu sein und Hilfe zu suchen.
Gleichzeitig führt die hohe Lebensqualität in Basel paradoxerweise manchmal zu zusätzlichem Druck. “Mir geht es doch gut, ich habe einen tollen Job, verdiene gut – warum bin ich trotzdem ängstlich?” Diese Gedanken verstärken Schuldgefühle und verhindern oft, dass Menschen sich Hilfe suchen.
Die räumliche Enge der Stadt kann für Menschen mit Agoraphobie besonders herausfordernd sein. Öffentliche Verkehrsmittel sind oft überfüllt, Supermärkte klein und voll, Fluchtmöglichkeiten scheinbar begrenzt. Was für andere normal ist, kann für Angstpatienten zu unüberwindbaren Hürden werden.
Wenn der Körper Alarm schlägt – Panikattacken verstehen
Panikattacken gehören zu den intensivsten psychischen Erfahrungen, die ein Mensch machen kann. Sie dauern meist nur wenige Minuten, können aber das Leben vollständig verändern. Um sie zu verstehen, müssen wir uns ansehen, was dabei im Körper passiert.
Eine Panikattacke ist im Grunde eine massive Fehlalarmreaktion des sympathischen Nervensystems. Innerhalb von Sekunden werden grosse Mengen Adrenalin ausgeschüttet, als würde eine akute Lebensgefahr bestehen. Das Herz beginnt zu rasen – bis zu 180 Schläge pro Minute sind keine Seltenheit. Der Blutdruck steigt, die Atmung wird schnell und flach. Viele Menschen hyperventilieren, ohne es zu merken, was zu Schwindel, Kribbeln in Händen und Füssen und einem Gefühl der Unwirklichkeit führt.
Gleichzeitig zieht sich die Muskulatur zusammen, besonders im Brustbereich. Das erzeugt das typische Gefühl der Enge oder des Drucks auf der Brust, das viele als Herzinfarkt interpretieren. Die Sinne werden geschärft – Geräusche werden lauter, Licht heller, was die Überforderung zusätzlich verstärkt. Viele beschreiben ein Gefühl der Derealisation oder Depersonalisation – als würden sie neben sich stehen oder alles durch eine Glasscheibe wahrnehmen.
Das Gehirn ist in diesem Zustand hauptsächlich damit beschäftigt, Gefahren zu identifizieren. Rationales Denken ist kaum möglich. Typische Gedanken während einer Panikattacke sind: “Ich bekomme einen Herzinfarkt”, “Ich ersticke”, “Ich werde verrückt” oder “Ich muss hier sofort weg”. Diese Katastrophengedanken verstärken die körperlichen Symptome zusätzlich.
Nach einer Panikattacke sind die meisten Menschen völlig erschöpft. Der Körper hat in wenigen Minuten so viel Energie verbraucht, als hätte er einen Marathon gelaufen. Viele fühlen sich wie gerädert und brauchen Stunden oder sogar Tage, um sich zu erholen.
Wichtig zu verstehen ist: Panikattacken sind, so schrecklich sie sich anfühlen, nicht gefährlich. Niemand ist jemals an einer Panikattacke gestorben oder dadurch verrückt geworden. Das Herz ist darauf ausgelegt, auch bei 180 Schlägen pro Minute zu funktionieren. Die Hyperventilation führt nicht zum Ersticken, sondern zu einem Überschuss an Sauerstoff im Blut.
Diese Erkenntnis ist therapeutisch von enormer Bedeutung. Sobald Menschen verstehen, dass die Panikattacke selbst keine Bedrohung darstellt, sondern “nur” ein intensives, aber harmloses körperliches Erlebnis ist, verliert sie bereits einen Teil ihres Schreckens.
Die Rolle des Unterbewusstseins bei Angstentstehung
In meiner Arbeit als Hypnosetherapeut erlebe ich täglich, wie sehr Ängste in unbewussten Prozessen verwurzelt sind. Während die bewusste Ratio einer Person durchaus verstehen kann, dass eine bestimmte Situation ungefährlich ist, reagiert das Unterbewusstsein möglicherweise trotzdem mit Alarm.
Das Unterbewusstsein speichert alle unsere Erfahrungen, besonders die emotionalen. Wenn ein Kind einmal in einem Aufzug stecken geblieben ist und Todesangst erlebt hat, kann diese Erfahrung als “Aufzüge sind gefährlich” abgespeichert werden. Jahrzehnte später kann schon der Anblick eines Aufzugs diese alte Angstreaktion triggern, obwohl der erwachsene Verstand weiss, dass moderne Aufzüge sicher sind.
Besonders tückisch sind sogenannte “stille Traumata” – Erfahrungen, die nicht dramatisch genug waren, um bewusst als traumatisch wahrgenommen zu werden, aber trotzdem das Angstsystem geprägt haben. Ein Kind, das regelmässig die Angst und Überforderung seiner Eltern miterlebt hat, kann ein überaktiviertes Angstsystem entwickeln, ohne dass es dafür ein spezifisches auslösendes Ereignis gäbe.
Oft entstehen Ängste auch durch Modelllernen. Kinder übernehmen unbewusst die Ängste ihrer Bezugspersonen. War die Mutter sehr ängstlich, entwickelt das Kind möglicherweise ähnliche Muster, selbst wenn es selbst nie negative Erfahrungen gemacht hat. In der Hypnose können wir diese frühen Prägungen aufspüren und bearbeiten.
Das Unterbewusstsein arbeitet mit Assoziationen und Symbolen. Manchmal entwickelt sich eine Platzangst nicht aufgrund der Weite des Raums, sondern weil der Raum unbewusst mit Gefühlen von Kontrollverlust oder Ausgeliefertsein verknüpft ist. Diese symbolischen Verbindungen sind über reine Gesprächstherapie oft schwer zugänglich.
Besonders interessant ist das Phänomen der “Vorahnung”. Viele Menschen mit Angststörungen berichten, dass sie spüren, wenn eine Panikattacke kommt. Dieses Gefühl entsteht durch unbewusste Körpersignale, die das Angstsystem bereits aktivieren, bevor das Bewusstsein etwas davon merkt. In der Hypnose können wir lernen, diese frühen Signale wahrzunehmen und rechtzeitig gegenzusteuern.
Warum herkömmliche Ansätze oft zu kurz greifen
Viele Menschen mit Angststörungen haben bereits verschiedene Behandlungsansätze ausprobiert, bevor sie zu mir kommen. Medikamente, Verhaltenstherapie, Entspannungstraining – oft mit gemischten Ergebnissen. Das liegt nicht daran, dass diese Ansätze schlecht wären, sondern daran, dass Angst ein vielschichtiges Phänomen ist, das meist mehrere Behandlungsebenen erfordert.
Medikamente können sehr hilfreich sein, besonders in akuten Krisen. Sie dämpfen die überschiessenden Reaktionen des Nervensystems und verschaffen Raum zum Atmen. Problematisch wird es, wenn sie als einzige Lösung betrachtet werden. Medikamente behandeln die Symptome, nicht die Ursachen. Sobald sie abgesetzt werden, kehren die Ängste oft zurück, manchmal sogar verstärkt.
Klassische Verhaltenstherapie arbeitet hauptsächlich auf der bewussten, kognitiven Ebene. Menschen lernen, ihre Gedanken zu hinterfragen und sich schrittweise den gefürchteten Situationen zu stellen. Das kann sehr erfolgreich sein, setzt aber voraus, dass die Person in der Lage ist, rational zu denken und zu handeln. Bei stark ausgeprägten Ängsten ist diese Voraussetzung oft nicht gegeben.
Reine Entspannungstechniken können, wie bereits erwähnt, bei Menschen mit Panikstörung sogar kontraproduktiv sein. Die Fokussierung auf den Körper kann die Hypervigilanz verstärken. Ausserdem setzen sie voraus, dass die Person bereits in der Lage ist, sich zu entspannen – was bei chronischen Angststörungen oft nicht der Fall ist.
Viele Ansätze konzentrieren sich auf die Symptome und vernachlässigen die tieferliegenden Ursachen. Es ist, als würde man bei einem Auto mit defektem Motor nur die Warnleuchte abstellen. Solange die Grundprogrammierung im Unterbewusstsein nicht verändert wird, bleiben die Ängste bestehen oder kehren in anderer Form zurück.
Ein weiteres Problem ist die Ungeduld – sowohl der Betroffenen als auch manchmal der Therapeuten. Angststörungen haben sich oft über Jahre entwickelt und lassen sich nicht in wenigen Wochen “reparieren”. Echter Heilungserfolg braucht Zeit und die Bereitschaft, sich auf einen Prozess einzulassen.
Hypnose und Gesprächstherapie – ein integrativer Ansatz
In meiner Praxis kombiniere ich Hypnosetherapie mit klassischer Gesprächstherapie, weil beide Ansätze unterschiedliche Stärken haben und sich ideal ergänzen. In der Gesprächstherapie verstehen wir die bewussten Aspekte der Angst: die Gedankenmuster, die Vermeidungsstrategien, die rationalen Befürchtungen. Hier können wir Zusammenhänge erkennen, Einsichten entwickeln und bewusste Entscheidungen treffen.
Die Hypnose ermöglicht es uns, direkt mit dem Unterbewusstsein zu arbeiten – dort, wo die automatischen Angstreaktionen gespeichert sind. Im entspannten Zustand der Hypnose ist das Nervensystem ruhiger, und wir können neue, heilsame Erfahrungen verankern. Menschen können lernen, wie sich echte Entspannung anfühlt, ohne von Angstsymptomen abgelenkt zu werden.
In der Hypnose können wir auch mit den ursprünglichen Erfahrungen arbeiten, die zur Angstentwicklung beigetragen haben. Oft ist es möglich, diese Erinnerungen emotional zu “entschärfen” und neue, stärkende Perspektiven zu entwickeln. Ein Kind, das sich in einer bedrohlichen Situation hilflos gefühlt hat, kann nachträglich erleben, dass es heute als Erwachsener Ressourcen und Fähigkeiten besitzt, mit schwierigen Situationen umzugehen.
Besonders wirkungsvoll ist die Hypnose bei der Behandlung von spezifischen Phobien. Hier können wir systematisch neue Assoziationen aufbauen und die alten Angstverknüpfungen schwächen. Jemand, der Höhenangst hat, kann in der Hypnose erleben, wie es sich anfühlt, entspannt und sicher in der Höhe zu sein.
Die Kombination beider Ansätze ermöglicht es, sowohl die bewussten als auch die unbewussten Aspekte der Angst zu bearbeiten. Das führt zu nachhaltigeren Ergebnissen als die isolierte Anwendung nur einer Methode.
Wann professionelle Hilfe unumgänglich wird
Viele Menschen mit Ängsten versuchen zunächst, alleine damit klarzukommen. Das ist verständlich, aber nicht immer sinnvoll. Es gibt klare Anzeichen dafür, dass professionelle Unterstützung nötig ist.
Wenn die Angst beginnt, dein Leben zu bestimmen – wenn du wichtige Entscheidungen aufgrund von Ängsten vermeidest, Beziehungen darunter leiden oder berufliche Chancen verpasst -, ist der Punkt erreicht, an dem Hilfe sinnvoll ist. Auch wenn du merkst, dass du immer mehr Situationen vermeidest oder zunehmend auf Hilfsmittel angewiesen bist, solltest du nicht länger zögern.
Körperliche Symptome, die durch medizinische Untersuchungen nicht erklärbar sind, können Hinweise auf Angststörungen sein. Herzrasen, Schwindel, Übelkeit, Schlafprobleme oder chronische Verspannungen sollten ernst genommen werden, auch wenn sie “nur” psychisch bedingt sind.
Besonders wichtig wird professionelle Hilfe, wenn sich zusätzlich zu den Ängsten depressive Symptome entwickeln. Hoffnungslosigkeit, sozialer Rückzug oder gar Suizidgedanken sind Alarmsignale, die sofortige Intervention erfordern.
Auch der Griff zu Alkohol oder Medikamenten als Selbstmedikation ist ein Warnsignal. Was als harmlose Entspannungshilfe beginnt, kann schnell zu einer Abhängigkeit werden, die das ursprüngliche Problem noch verstärkt.
Die gute Nachricht ist: Angststörungen gehören zu den am besten behandelbaren psychischen Erkrankungen. Mit der richtigen Unterstützung können die meisten Menschen lernen, wieder angstfrei zu leben. Je früher die Behandlung beginnt, desto schneller und nachhaltiger sind meist die Erfolge.
Der Weg zur Angstfreiheit – Hoffnung und realistische Erwartungen
Heilung von Angststörungen ist möglich – das erlebe ich täglich in meiner Praxis. Menschen, die jahrelang unter Panikattacken gelitten haben, können wieder unbeschwert leben. Wichtig ist dabei, realistische Erwartungen zu haben und zu verstehen, dass Heilung ein Prozess ist, kein Ereignis.
Der erste Schritt ist oft das Verstehen der eigenen Angst. Wenn Menschen begreifen, was in ihrem Körper und Geist passiert, verliert die Angst bereits einen Teil ihres Schreckens. Wissen schafft Kontrolle, und Kontrolle reduziert Angst.
Der Heilungsprozess verläuft selten linear. Es gibt gute und schlechte Tage, Fortschritte und Rückschläge. Das ist völlig normal und kein Zeichen für das Scheitern der Therapie. Jeder Rückschlag kann als Lernmöglichkeit betrachtet werden.
Wichtig ist auch die Entwicklung neuer Lebensgewohnheiten. Regelmässiger Schlaf, ausgewogene Ernährung, Bewegung und Stressmanagement unterstützen das Nervensystem dabei, wieder ins Gleichgewicht zu finden. Diese Basics sind oft unterschätzt, aber von enormer Bedeutung.
Die meisten Menschen brauchen mehrere Monate, um nachhaltige Veränderungen zu erreichen. Das mag zunächst entmutigend klingen, aber verglichen mit Jahren des Leidens ist das eine überschaubare Zeit. Und oft treten bereits nach wenigen Sitzungen erste Verbesserungen auf.
Besonders wichtig ist die Entwicklung von Selbstmitgefühl. Viele Menschen mit Angststörungen sind sehr selbstkritisch und verstärken dadurch ihr Leiden. Zu lernen, freundlich mit sich selbst umzugehen, ist ein wichtiger Baustein der Heilung.
Die Angst wird möglicherweise nie vollständig verschwinden – und das muss sie auch nicht. Angst ist ein natürlicher und wichtiger Schutzmechanismus. Ziel der Therapie ist es nicht, angstfrei zu werden, sondern die Angst wieder in angemessene Bahnen zu lenken und zu verhindern, dass sie das Leben dominiert.
Viele meiner ehemaligen Klienten berichten rückblickend, dass die Angststörung, so schrecklich sie war, auch eine Chance zur persönlichen Entwicklung bot. Sie haben gelernt, besser auf sich zu achten, authentischer zu leben und ihre Grenzen zu respektieren. Die Krise wurde zum Wendepunkt für ein bewussteres Leben.
Thomas Philipp ist Hypnosetherapeut und Gesprächstherapeut in Basel mit mehr als 15 Jahren Erfahrung in der Behandlung von Angststörungen und Panikattacken. Seine integrative Herangehensweise kombiniert moderne Hypnosetherapie mit bewährten gesprächstherapeutischen Methoden.
Leidest du unter Ängsten oder Panikattacken? Ein erstes Gespräch kann Klarheit bringen und den Weg zu einem angstfreieren Leben aufzeigen.
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