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12. Juni 2025Du sitzt mit deiner besten Freundin beim Kaffee und erzählst wieder einmal von Beziehungsproblemen. Während du redest, kommt dir ein erschreckender Gedanke: Diese Geschichte hast du schon einmal erzählt. Mit einem anderen Partner, aber dieselben Konflikte, dieselben Enttäuschungen, dieselben Verhaltensmuster. “Warum passiert mir das immer wieder?” fragst du dich frustriert. “Ziehe ich etwa die falschen Menschen an, oder bin ich das Problem?”
Als Hypnosetherapeut und Gesprächstherapeut in Basel begleite ich täglich Menschen, die in destruktiven Beziehungsmustern gefangen sind. Sie wechseln die Partner, aber die Probleme bleiben dieselben. Diese scheinbar unausweichlichen Wiederholungen können zu tiefer Frustration und dem Gefühl führen, für eine glückliche Beziehung “nicht gemacht” zu sein.
Die Wahrheit ist: Wir alle haben unbewusste Beziehungsmuster, die aus unseren frühesten Erfahrungen mit Nähe und Bindung entstehen. Diese Muster steuern unser Verhalten in Beziehungen weit mehr, als den meisten bewusst ist. Sie bestimmen, wen wir attraktiv finden, wie wir uns in Konflikten verhalten und welche Art von Liebe wir für “normal” halten.
In diesem Artikel erkläre ich dir, wie diese Muster entstehen, warum sie so hartnäckig sind und wie du lernen kannst, bewusste Entscheidungen für gesündere Beziehungen zu treffen. Du erfährst, wie Hypnose und therapeutische Arbeit dabei helfen können, alte Wunden zu heilen und neue, erfüllende Beziehungserfahrungen zu machen.
- Die Entstehung unserer Beziehungs-DNA
- Das Geheimnis der "Chemie"
- Die verschiedenen Beziehungsrollen
- Beziehungsmuster in Basel - kulturelle Einflüsse
- Der Teufelskreis destruktiver Muster
- Die Angst vor gesunden Beziehungen
- Das Unterbewusstsein als Beziehungsregisseur
- Hypnose als Weg zu neuen Beziehungsmustern
- Die Anatomie gesunder Beziehungen
- Praktische Schritte zur Musterveränderung
- Wann professionelle Hilfe nötig wird
- Der Mut zur Liebe
Die Entstehung unserer Beziehungs-DNA
Unsere Art zu lieben wird in den ersten Lebensjahren geprägt. Die Beziehung zu unseren primären Bezugspersonen – meist den Eltern – wird zur Blaupause für alle späteren Beziehungen. Diese frühen Erfahrungen formen unser “inneres Arbeitsmodell” von Beziehungen: unsere Erwartungen, Ängste und Strategien im Umgang mit Nähe und Intimität.
Kinder, die konstant liebevoll umsorgt werden, entwickeln ein sicheres Bindungsmodell. Sie lernen, dass sie liebenswert sind und dass andere Menschen grundsätzlich verfügbar und unterstützend sind. Diese Menschen können später leichter vertrauensvolle, stabile Beziehungen eingehen.
Aber nicht alle Kinder haben das Glück sicherer Bindungserfahrungen. Manche erleben inkonsistente Betreuung – mal liebevoll, mal ablehnend oder überfordernd. Diese Kinder entwickeln ein ängstlich-ambivalentes Bindungsmuster. Sie sehnen sich nach Nähe, haben aber gleichzeitig Angst vor Zurückweisung. Als Erwachsene neigen sie zu klammerndem Verhalten oder Eifersucht.
Andere Kinder erleben emotionale Kälte oder Zurückweisung. Sie lernen, dass Nähe schmerzhaft oder enttäuschend ist. Diese Kinder entwickeln ein vermeidend-distanziertes Bindungsmuster. Als Erwachsene haben sie oft Schwierigkeiten mit Intimität und Verletzlichkeit. Sie halten Partner auf Distanz oder ziehen sich bei Konflikten zurück.
Die schwerwiegendste Form ist das desorganisierte Bindungsmuster, das entsteht, wenn die Bezugsperson sowohl Quelle von Trost als auch von Angst ist. Diese Kinder erleben einen unlösbaren Konflikt: Sie brauchen die Person, die sie gleichzeitig bedroht. Als Erwachsene schwanken sie oft zwischen verschiedenen Beziehungsstrategien und haben Schwierigkeiten mit emotionaler Regulation.
Diese frühen Muster sind nicht nur psychologische Konzepte – sie sind neurologisch verankert. Die Gehirnstrukturen, die für Bindung und Beziehung zuständig sind, entwickeln sich basierend auf diesen frühen Erfahrungen. Sie werden zu automatischen Programmen, die unser Verhalten steuern, ohne dass wir es bewusst merken.
Das Geheimnis der “Chemie”
“Es hat einfach gefunktgestimmt”, sagen Menschen oft über den Beginn einer Beziehung. Diese mysteriöse “Chemie” ist weniger romantisch, als viele glauben. Oft bedeutet sie, dass zwei Menschen mit komplementären Mustern aufeinandergetroffen sind – und das muss nicht unbedingt gesund sein.
Menschen mit ängstlichen Bindungsmustern fühlen sich oft zu emotional distanzierten Partnern hingezogen. Die Herausforderung, einen unnahbaren Partner zu “erobern”, fühlt sich aufregend und vertraut an. Gleichzeitig bestätigt die Distanz des Partners ihre tiefen Ängste vor Zurückweisung.
Umgekehrt fühlen sich vermeidende Menschen oft zu ängstlichen Partnern hingezogen. Die Intensität und Bedürftigkeit des anderen fühlt sich zunächst schmeichelhaft an, wird aber bald zur Bedrohung für ihre Autonomie. Ein Teufelskreis entsteht: Je mehr der eine klammert, desto mehr zieht sich der andere zurück.
Menschen mit unsicheren Bindungsmustern haben oft eine verzerrte Wahrnehmung von “Normalität” in Beziehungen. Drama, Eifersucht, emotionale Achterbahn oder emotionale Kälte können sich vertraut und daher “richtig” anfühlen. Stabile, liebevolle Beziehungen hingegen können langweilig oder sogar bedrohlich erscheinen.
Das Phänomen der “Repetition Compulsion” erklärt, warum Menschen immer wieder ähnliche Partner wählen. Unbewusst versuchen sie, ungelöste Konflikte aus der Kindheit zu lösen. Der emotional unverfügbare Partner wird zum Stellvertreter für den distanzierten Vater, die launische Partnerin zur Repräsentantin der unberechenbaren Mutter.
Besonders tückisch ist das “Reparatur-Fantasie”-Syndrom. Menschen glauben unbewusst, dass sie durch die Liebe zu einem schwierigen Partner ihre alten Wunden heilen können. “Wenn ich ihn nur genug liebe, wird er sich ändern” oder “Wenn ich perfekt bin, wird sie mich endlich wertschätzen” sind typische Gedankenmuster.
Auch die sexuelle Anziehung folgt oft unbewussten Mustern. Menschen fühlen sich zu Partnern hingezogen, die ihren frühen Bezugspersonen ähneln – nicht nur äusserlich, sondern auch in ihren emotionalen Mustern. Was als “Chemie” erlebt wird, ist oft die Wiedererkennung vertrauter, wenn auch problematischer Dynamiken.
Die “Comfort Zone” spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Menschen sind an bestimmte Levels von Nähe, Konflikt oder emotionalem Chaos gewöhnt. Wenn eine Beziehung zu gesund oder zu glücklich wird, können sie unbewusst Konflikte provozieren oder sich sabotieren, um wieder in ihre gewohnte emotionale “Temperatur” zu gelangen.
Die verschiedenen Beziehungsrollen
In dysfunktionalen Beziehungen übernehmen Menschen oft feste Rollen, die sie aus ihrer Herkunftsfamilie kennen. Diese Rollen geben Sicherheit und Vorhersagbarkeit, verhindern aber authentische Intimität.
Der Retter oder Helfer fühlt sich zu Menschen hingezogen, die Probleme haben oder “gerettet” werden müssen. Diese Rolle gibt ihm ein Gefühl von Bedeutung und Kontrolle. Der Partner wird zum Projekt, das repariert werden muss. Wenn der Partner sich verbessert oder unabhängiger wird, kann der Retter paradoxerweise die Beziehung sabotieren.
Das Opfer zieht unbewusst dominante oder sogar missbräuchliche Partner an. Diese Rolle ist vertraut aus der Kindheit und bestätigt tiefsitzende Überzeugungen über die eigene Wertlosigkeit. Das Opfer beklagt sich über den Partner, tut aber wenig, um die Situation zu ändern.
Der Verfolger ist ständig auf der Suche nach Aufmerksamkeit, Bestätigung oder Konflikt. Er kann nicht loslassen und interpretiert jede Distanz als Zurückweisung. Seine Intensität kann zunächst als Leidenschaft missverstanden werden, wird aber schnell erdrückend.
Der Distanzierte hält emotionale und physische Distanz zu seinem Partner. Er sehnt sich nach Verbindung, hat aber Angst vor Verletzlichkeit. Intimität wird als Bedrohung für die Autonomie erlebt. Diese Menschen sind oft Meister der emotionalen Unavailability.
Der Chameleon passt sich komplett an den Partner an und verliert dabei sich selbst. Er hat keine klaren Grenzen oder eigenen Bedürfnisse – oder traut sich nicht, sie zu äussern. Diese Selbstaufgabe führt langfristig zu Groll und Entfremdung.
Der Controller versucht, jeden Aspekt der Beziehung und des Partners zu kontrollieren. Dahinter steckt oft die Angst vor Verlust oder Verletzung. Kontrolle wird als Sicherheit missverstanden, erstickt aber jede spontane Liebe und Verbindung.
Beziehungsmuster in Basel – kulturelle Einflüsse
Basel als internationale, wohlhabende Stadt bringt spezifische Herausforderungen für Beziehungen mit sich. Die Schweizer Kultur der emotionalen Zurückhaltung kann problematische Beziehungsmuster verstärken oder verschleiern.
Die hohe Arbeitsbelastung in der Pharma- und Finanzbranche führt oft zu Beziehungen, in denen Karriere Vorrang vor Intimität hat. Menschen lernen, emotionale Bedürfnisse zu unterdrücken und Beziehungen wie Geschäftstermine zu behandeln. Echte Vulnerabilität und Spontaneität gehen verloren.
In der internationalen Expat-Community entstehen oft oberflächliche Beziehungen. Menschen sind temporär in Basel, haben wenig Zeit für tiefe Verbindungen und wechseln häufig. Das kann zu einem Muster von unverbindlichen, oberflächlichen Beziehungen führen.
Die hohen Lebenshaltungskosten können Beziehungen belasten und zu transaktionalen Denkweisen führen. Partner werden nach finanzieller Sicherheit oder Status ausgewählt, nicht nach emotionaler Kompatibilität. Das führt zu Beziehungen, die mehr Geschäftspartnerschaften als Liebesbeziehungen ähneln.
Die kulturelle Vielfalt in Basel kann auch zu Beziehungsmustern führen, in denen Menschen Partner aus anderen Kulturen wählen, um bestimmten Erwartungen zu entkommen oder Konflikte zu vermeiden. Manchmal werden kulturelle Unterschiede als Ausrede für emotionale Distanz oder Kommunikationsprobleme benutzt.
Die Schweizer Perfektion und der hohe Lebensstandard können zu unrealistischen Erwartungen an Partner führen. Menschen suchen den “perfekten” Partner und übersehen dabei ihre eigenen Beiträge zu Beziehungsproblemen.
Der Teufelskreis destruktiver Muster
Dysfunktionale Beziehungsmuster sind selbstverstärkend. Sie schaffen genau die Bedingungen, die sie eigentlich vermeiden wollen, und bestätigen dadurch die zugrundeliegenden Ängste und Überzeugungen.
Ein typisches Beispiel ist das Verfolger-Distanzierte-Muster. Person A hat Angst vor Verlassenwerden und wird klammernder. Person B fühlt sich dadurch bedrängt und zieht sich zurück. Das bestätigt A’s Angst vor Verlassenwerden und verstärkt das Klammern. B fühlt sich noch mehr bedrängt und distanziert sich weiter. Eine Abwärtsspirale entsteht.
Auch das Retter-Opfer-Muster ist selbstverstärkend. Der Retter infantilisiert das “Opfer” durch ständige Hilfe und bestätigt dadurch dessen Gefühl der Hilflosigkeit. Das Opfer wird abhängiger und bedürftiger, was den Retter in seiner Rolle bestätigt. Beide verhindern die Entwicklung einer Beziehung auf Augenhöhe.
Projektionen spielen eine wichtige Rolle in diesen Mustern. Menschen sehen im Partner oft Eigenschaften, die sie in sich selbst ablehnen oder vermissen. Der emotional unterdrückte Mensch verliebt sich in die “spontane” Person, kritisiert aber später genau diese Spontaneität als “unverantwortlich”.
Auch die selektive Wahrnehmung verstärkt Muster. Menschen sehen im Partner hauptsächlich die Eigenschaften, die ihre Erwartungen bestätigen. Positive Verhaltensweisen werden übersehen oder als “Ausnahme” abgetan, während negative Verhaltensweisen als “Beweis” für die eigenen Befürchtungen interpretiert werden.
Die Angst vor gesunden Beziehungen
Paradoxerweise haben viele Menschen Angst vor genau dem, was sie sich wünschen: einer gesunden, liebevollen Beziehung. Diese Angst ist oft unbewusst und äussert sich in subtiler Sabotage.
Menschen mit unsicheren Bindungsmustern sind an emotionale Intensität gewöhnt – sei es Drama, Angst oder Aufregung. Eine ruhige, stabile Beziehung kann sich langweilig oder sogar bedrohlich anfühlen. Sie interpretieren Stabilität als Leidenschaftslosigkeit und Sicherheit als Vorhersagbarkeit.
Die Angst vor Intimität ist weit verbreitet. Echte Nähe bedeutet, sich verletzlich zu zeigen und das Risiko einzugehen, wirklich gesehen und möglicherweise zurückgewiesen zu werden. Viele Menschen sabotieren Beziehungen, bevor sie zu intim werden, um sich vor dieser ultimativen Verletzlichkeit zu schützen.
Auch der “Impostor-Syndrom” in Beziehungen ist häufig. Menschen glauben tief im Inneren, dass sie nicht liebenswert sind. Wenn jemand sie liebt, interpretieren sie das als Beweis dafür, dass der Partner sie “noch nicht richtig kennt”. Sie sabotieren die Beziehung, bevor der Partner die “Wahrheit” über sie herausfindet.
Die Angst vor Abhängigkeit ist ein weiterer Saboteur. Menschen, die gelernt haben, dass sie nur auf sich selbst zählen können, haben Angst davor, einen Partner zu brauchen. Sie halten bewusst Distanz oder beenden Beziehungen, wenn sie zu wichtig werden.
Das Unterbewusstsein als Beziehungsregisseur
Als Hypnosetherapeut erlebe ich täglich, wie sehr unbewusste Programme unser Beziehungsverhalten steuern. Menschen treffen bewusst die Entscheidung für eine gesunde Beziehung, handeln aber unbewusst nach alten Mustern.
Das Unterbewusstsein speichert alle frühen Beziehungserfahrungen als emotionale “Wahrheiten”. Ein Kind, das gelernt hat, dass Liebe schmerzhaft oder unzuverlässig ist, trägt diese Überzeugung ins Erwachsenenalter. Diese Programme laufen automatisch ab und beeinflussen Partnerwahl und Verhalten.
Besonders hartnäckig sind die impliziten Erinnerungen – Körperempfindungen und emotionale Reaktionen, die mit frühen Beziehungserfahrungen verknüpft sind. Eine bestimmte Art der Berührung, ein Tonfall oder eine Geste können unbewusst alte Erinnerungen aktivieren und entsprechende Reaktionen auslösen.
Auch die Körpersprache wird unbewusst gesteuert. Menschen senden durch Haltung, Gestik und Mimik Signale aus, die bestimmte Typen von Partnern anziehen oder abschrecken. Jemand, der Distanz halten will, wird unbewusst Signale der Unnahbarkeit aussenden.
Das Unterbewusstsein arbeitet auch mit einem System von “Belohnungen” und “Bestrafungen”. Verhalten, das in der Kindheit “funktioniert” hat – etwa durch übermässige Anpassung Aufmerksamkeit zu bekommen -, wird auch in erwachsenen Beziehungen wiederholt, auch wenn es längst dysfunktional geworden ist.
In der Hypnose können wir diese unbewussten Programme aufdecken und verändern. Menschen können neue, gesündere Beziehungsmuster auf einer tiefen emotionalen Ebene verankern und alte Programmierungen überschreiben.
Hypnose als Weg zu neuen Beziehungsmustern
Hypnosetherapie bietet einzigartige Möglichkeiten, Beziehungsmuster zu durchbrechen und neue, gesündere Wege der Liebe zu erlernen. Im entspannten Zustand der Hypnose können neue neuronale Verbindungen entstehen und alte Muster überschrieben werden.
Zunächst können Menschen in der Hypnose erleben, wie sich sichere Bindung anfühlt. Viele haben nie die Erfahrung gemacht, bedingungslos geliebt und akzeptiert zu werden. In der Hypnose können wir diese heilsame Erfahrung schaffen und emotional verankern.
Wir können auch mit dem “inneren Kind” arbeiten – jenem Teil der Persönlichkeit, der die frühen Beziehungsverletzungen erlebt hat. In der Hypnose können Menschen Kontakt zu diesem verletzten Anteil aufnehmen und ihm die Liebe und Fürsorge geben, die er damals gebraucht hätte.
Besonders wirkungsvoll ist die Arbeit mit Zukunftsvisionen. Menschen können in der Hypnose erleben, wie sich eine gesunde, liebevolle Beziehung anfühlt. Sie können spüren, wie es ist, authentisch und verletzlich zu sein, ohne verletzt zu werden. Diese positiven Erfahrungen werden zu neuen emotionalen Referenzen.
Die Hypnose ermöglicht es auch, negative Glaubenssätze über Liebe und Beziehungen aufzulösen. “Ich bin nicht liebenswert”, “Männer/Frauen sind nicht vertrauenswürdig” oder “Liebe tut weh” können durch neue, unterstützende Überzeugungen ersetzt werden.
Auch die Arbeit mit Grenzen ist in der Hypnose möglich. Menschen können lernen, ihre eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und zu kommunizieren. Sie können üben, “Nein” zu sagen und gleichzeitig liebevoll zu bleiben.
Die Anatomie gesunder Beziehungen
Um alte Muster zu durchbrechen, ist es wichtig zu verstehen, wie gesunde Beziehungen funktionieren. Sie unterscheiden sich fundamental von den dramatischen, intensiven Verbindungen, die viele für “normale” Liebe halten.
Gesunde Beziehungen basieren auf sicherer Bindung. Beide Partner fühlen sich grundsätzlich sicher und akzeptiert. Sie können sowohl Nähe als auch Autonomie geniessen, ohne dass eines das andere bedroht. Konflikte werden als Möglichkeit zur Klärung gesehen, nicht als existentielle Bedrohung.
Authentizität ist ein Grundpfeiler gesunder Beziehungen. Beide Partner können sie selbst sein, ohne Masken oder Rollen. Sie müssen nicht perfekt sein oder den anderen “beeindrucken”. Diese Authentizität schafft echte Intimität – das Gefühl, wirklich gesehen und trotzdem geliebt zu werden.
Gesunde Kommunikation zeichnet sich durch Ehrlichkeit, Respekt und die Fähigkeit zuzuhören aus. Konflikte werden nicht vermieden, sondern konstruktiv angegangen. Beide Partner können ihre Bedürfnisse äussern und Kompromisse eingehen, ohne sich selbst zu verlieren.
Interdependenz statt Codependenz charakterisiert gesunde Beziehungen. Beide Partner sind vollständige Menschen, die sich ergänzen, aber nicht vervollständigen. Sie unterstützen die Träume und das Wachstum des anderen, auch wenn das manchmal Veränderungen in der Beziehung bedeutet.
Emotional regulation ist eine wichtige Fähigkeit in gesunden Beziehungen. Partner können mit ihren eigenen Emotionen umgehen, ohne den anderen dafür verantwortlich zu machen. Sie bieten einander Unterstützung, aber nicht als emotionale Krücke.
Praktische Schritte zur Musterveränderung
Neben der therapeutischen Arbeit gibt es konkrete Schritte, die Menschen dabei helfen können, ihre Beziehungsmuster zu erkennen und zu verändern.
Mustererkennung ist der erste Schritt. Menschen können ihre Beziehungsgeschichte analysieren und wiederkehrende Themen identifizieren. Welche Art von Partnern ziehen sie an? Welche Konflikte wiederholen sich? Welche Rollen übernehmen sie selbst?
Das Führen eines Beziehungstagebuchs kann aufschlussreich sein. Menschen notieren ihre Gedanken, Gefühle und Reaktionen in der aktuellen Beziehung oder bei Dates. Oft werden dadurch unbewusste Muster sichtbar.
Pause-Übungen können helfen, automatische Reaktionen zu unterbrechen. Wenn Menschen merken, dass sie in alte Muster verfallen, können sie bewusst innehalten und fragen: “Was passiert hier gerade? Welche alte Wunde wird getriggert? Wie möchte ich wirklich reagieren?”
Grenzen setzen ist eine wichtige Fähigkeit, die viele erst lernen müssen. Das beginnt mit der Wahrnehmung eigener Bedürfnisse und Grenzen und führt zur mutigen Kommunikation dieser Grenzen.
Auch die Arbeit an der Beziehung zu sich selbst ist essentiell. Menschen können nur die Liebe empfangen, die sie glauben zu verdienen. Selbstfürsorge, Selbstmitgefühl und die Entwicklung eines gesunden Selbstwerts sind Grundvoraussetzungen für gesunde Beziehungen.
Wann professionelle Hilfe nötig wird
Gelegentliche Beziehungsprobleme sind normal, aber es gibt Anzeichen dafür, dass professionelle Unterstützung sinnvoll ist.
Wenn Menschen immer wieder in destruktiven Beziehungen landen oder immer wieder die gleichen Probleme haben, ist das ein starkes Indiz für tiefliegende Muster. Auch wenn Menschen Schwierigkeiten haben, intime Beziehungen einzugehen oder aufrechtzuerhalten, kann Therapie hilfreich sein.
Besonders wichtig wird Hilfe, wenn Beziehungen von Gewalt, Missbrauch oder schwerer emotionaler Manipulation geprägt sind. Auch wenn Menschen in Beziehungen bleiben, die sie unglücklich machen, obwohl sie rational wissen, dass sie gehen sollten, kann professionelle Unterstützung nötig sein.
Menschen mit Bindungstraumata oder komplexen Beziehungsmustern profitieren oft von längerfristiger therapeutischer Begleitung. Diese tiefliegenden Muster lassen sich selten allein verändern.
Auch wenn Beziehungsprobleme zu anderen psychischen oder körperlichen Symptomen führen – Depressionen, Angststörungen, Suchtverhalten oder psychosomatische Beschwerden -, ist professionelle Hilfe empfehlenswert.
Der Mut zur Liebe
Die Veränderung von Beziehungsmustern erfordert Mut – den Mut, alte Gewohnheiten aufzugeben, sich verletzlich zu zeigen und das Risiko echter Intimität einzugehen. Es bedeutet auch, die Verantwortung für die eigenen Beziehungsbeiträge zu übernehmen.
Der erste Schritt ist oft die schmerzhafte Erkenntnis, dass man selbst Teil des Problems ist. Das ist keine Schuldzuweisung, sondern eine Ermächtigung: Was man selbst erschaffen hat, kann man auch verändern.
Menschen müssen lernen, zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu unterscheiden. Der neue Partner ist nicht der abwesende Vater oder die kritische Mutter. Jede Beziehung verdient eine faire Chance, frei von den Schatten der Vergangenheit.
Die Entwicklung von Selbstmitgefühl ist essentiell. Menschen müssen sich selbst vergeben können für vergangene Beziehungsfehler und sich erlauben, zu lernen und zu wachsen. Perfekte Beziehungen gibt es nicht, aber bewusste, liebevolle Beziehungen sind möglich.
Geduld ist ein wichtiger Verbündeter. Beziehungsmuster haben sich über Jahre oder Jahrzehnte entwickelt und lassen sich nicht über Nacht ändern. Jeder kleine Schritt in Richtung Bewusstheit und Authentizität ist ein Erfolg.
Die Belohnung für diese Arbeit ist immens: die Möglichkeit echter Liebe, authentischer Verbindung und einer Partnerschaft, die beide Menschen zum Wachsen einlädt. Menschen, die ihre Beziehungsmuster durchbrochen haben, berichten oft von einer neuen Qualität der Liebe – ruhiger, tiefer und nachhaltiger als alles, was sie zuvor erlebt hatten.
Thomas Philipp ist Hypnosetherapeut und Gesprächstherapeut in Basel mit mehr als 15 Jahren Erfahrung in der Bearbeitung von Beziehungsmustern und Bindungstrauma. Seine Arbeit hilft Menschen dabei, bewusste Entscheidungen für gesündere, erfüllendere Beziehungen zu treffen.
Erkennst du dich in wiederkehrenden Beziehungsmustern wieder? Ein erstes Gespräch kann helfen, diese Muster zu verstehen und Wege zu authentischeren, liebevolleren Beziehungen zu finden.
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